Jeder, der schon mal versucht hat, seine Musik irgendwie zu archivieren, wird mir zustimmen, wenn ich sage, daß die Musikaufnahme eine der umfangreichsten, zeitaufwendigsten, nervenaufreibensten, kostenaufwendigsten und auch streitfördensten Aktionen im Leben einer Band sind. Doch ist es auch der Wunsch jedes Musikers, eine CD oder mindestens eine Cassettenaufnahme von seiner Musik zu besitzen. Klar, es gibt sehr gute Tonstudios, die einem wirklich das ‘Gelbe vom Ei’ auf CD liefern, aber wenn’s dann um die Kosten geht - gute Nacht! Also was tut der schlaue Musiker? Er nimmt sein Kassettenrecorder, den er zur Kommunion oder Konfirmation als Geschenk bekommen hat (oft ist dies ein lustig buntes ‘My first Sony’-GerĂ€t), nimmt sich eine mindestens 21-mal ĂŒberspielte Aldi-Super-Ferro-low-noise-Cassette aus dem verstaubten Handschufach seines gerade in der Sonne geparkten Autos, steckt sie in den good old my first Sony und drĂŒckt auf RECORD. Das Lied wird gespielt - sauber, ohne Fehler! - STOP gedrĂŒckt - REWIND gedrĂŒckt - und jetzt wird’s spannend: PLAY! HĂ€? Wat is dat denn? JaulRauschKrachKnisterLeier - das war doch nicht die Musik, die eben noch gespielt wurde! ....

Wer kennt das nicht! Unsere Band hat Ă€hnlich angefangen. Es war zwar damals kein ‘My first Sony’ sondern ein ‘My first Akai-TonbandgerĂ€t’. Damit war die TonqualitĂ€t zwar schon ganz passabel, aber irgendetwas war an der Aufnahme immer zu bemĂ€ngeln. Mal hörte man den Gesang kaum, mal war der Bass zu laut oder oft verspielte sich irgendein Bandmitglied und die gesamte Aufnahme war fĂŒr die Katz’. So wurde die Aufnahme 3, 4, 5, bist zu 20 mal wiederholt, bis dann alle Musiker so frustriert waren und das Endergebnis gleich Null war.

Im Laufe der Zeit wurde unser Recording Equipment jedoch immer umfangreicher und besser. Es sammelten sich immer mehr gute Mikrofone, EffektgerÀte, Aufnahmemaschinen und sonstiges Zubehör an. Inzwischen haben wir uns unser eigenes kleines Studio aufgebaut.

Das meist beanspruchte GerĂ€t ist eine 16-Kanal Bandmaschine fĂŒr Âœ Zoll TonbĂ€nder, die es möglich macht, jede Spur einzeln zu bespielen und dabei synchron die anderen Spuren mitzuhören. Jedes Bandmitglied hat mindestens eine eigene Spur zur VerfĂŒgung und wenn sich jemand wĂ€hrend der Aufnahme dummerweise verspielt oder der SĂ€nger hat beim hohen C plötzlich einen Frosch im Hals, dann muß nicht die komplette Aufnahme erneuert werden, sondern nur die entsprechende Spur. Das erleichtert das Aufnehmen um Welten! Es besteht sogar die Möglichkeit, nur eine Passage nachtrĂ€glich neu aufzunehmen. Nehmen wir mal an, dass z.B. auf Spur 6 die Spielkunst des Bassisten aufgezeichnet wird. Die Aufnahme lĂ€uft
.erste Strophe - (prima)
Refrain - (lĂ€uft super)...zweite Strophe - (immer noch super)
Bridge und dann geht’s wieder in den Refrain, und – Kacke! Verpatzt! Im vorletzten Takt anstatt E ein A gespielt! Aber fĂŒr unsere Maschine kein Problem! Die Aufnahme wird abgespielt inklusive der Spur 6 und wenn’s in die NĂ€he des verpatzten Taktes geht, kann wĂ€hrend des Abspielens die entsprechende Spur (hier Spur 6) wieder in den Aufnahmemodus geschaltet werden und der vorherige Verpatzer des Bassisten (der schon wĂ€hrend der Wiedergabe natĂŒrlich eifrig mitgespielt hat) wird nun hoffentlich fehlerfrei durch die neue Aufnahme ersetzt. Es erfordert ein wenig FingerspitzengefĂŒhl, um den richtigen Moment zu finden, wann die Neuaufnahme gestartet werden soll. Am besten wĂ€hlt man einen Zeitpunkt, wo das entsprechende Instrument gerade eine Pause hat oder wo vielleicht ein anderes Instrument (z.B. Schlagzeug) gerade im Vordergrund steht. Man nennt diese Technik im Fachjargon ĂŒbrigens “Punch in”...

Die „Zentrale“ ist das GerĂ€t mit den vielen schönen bunten Knöpfen: Das 24-Kanal Mischpult. Hier trifft sich alles, was Stecker und Buchse hat, hier steppt der BĂ€r, ja, hier treibt’s jeder mit jedem! Egal, ob Mikrofon mit Equalizer oder Bandmaschine mit Monitorbox. Daher ist das Pult relativ wichtig und sollte auch nicht zu klein ausfallen. Unser Pult hat 24 EingĂ€nge, die nach dem Inlineprinzip 2-fach genutzt werden können: Einmal fĂŒr die direkt angeschlossenen Instrumente und Mikrofone und durch einfaches Umschalten (beim Abmischen) fĂŒr die RĂŒckkanĂ€le der Bandmaschine. Die 24 KanĂ€le können entweder auf 2 MasterkanĂ€le oder auf 8 sogenannte Busse gelegt werden, welche wiederum direkt mit der 16-Kanal-Bandmaschine verbunden sind. Somit kann man sehr komfortabel jeden Kanal des Pultes ohne Kabel umzustecken auf einen Kanal der Bandmaschine legen.

Das ist aber natĂŒrlich noch nicht alles, was unsere Mischmaschine kann. In jedem Kanalzug kann individuell ĂŒber einen komplexen parametrischen Equalizer der Klang, d.h. der Frequenzgang des Signals geregelt werden. Weiterhin kann das Signal eines jeden Kanalzuges auf 6 weiter Busse (die sogenannten AUX-Wege) gelegt werden. Warum? Nun ja, wenn man verschiedene externe EffektgerĂ€te fĂŒr verschiedene KanĂ€le nutzen möchte, muss es ja die Möglichkeit geben, jeder Effektkiste das gewĂŒnschte zu verĂ€ndernde Signal zuzuweisen. Das geschieht ĂŒber diese AUX-send-Wege. Und zurĂŒckgefĂŒhrt werden die Signale ĂŒber die AUX-return-Wege. Logisch. Und diese können wieder nach Lust und Laune auf die 8 Busse oder den Masterbus gelegt werden. Bei sovielen Bussen versteht man langsam nur noch (Bus)Bahnhof


 

Bei den EffektgerĂ€ten sind keine Grenzen gesetzt. Wir benutzen 3 verschiedene MultieffektgerĂ€te mit integrierten Standardeffekten (wie Hall, Echo, Flanger, Chorus), Spezialeffekten (Pitch, Ring Modulator, Vocoder, 
), Kompressor & Limiter, ect.. ZusĂ€tzlich haben wir noch einen Klangerweiterungsprozessor im Master-Weg, welcher wenn’s nötig ist dazugeschaltet werden kann. FĂŒr ganz hartnĂ€ckige Signale haben wir nochmals einen externen Equalizer, damit wird kann dann jedes noch so widerspĂ€nstige Signal gezĂ€hmt werden. Und wenn mal ein Signal ganz und gar nicht gehorchen will, gibts immer noch den Kompressor/Expander. Damit haben wir noch alle “klein” bekommen...

 

Zum Schluss kommt’s ganz dick: Die Masterrecorder – digital und analog. (Analog besonders dick
) Beide haben Ihre Vorteile: Der DAT Recorder ist leicht zu bedienen, die Aufnahme ist quasi rauschfrei und die Cassetten sind kompakt und gĂŒnstig. Die Senkelmaschine A807 dagegen braucht kilometerweise das inzwischen sehr teuere und oft schwer erhĂ€ltliche ÂŒ Zoll Tonband. Der Klang ist aber dafĂŒr um so wĂ€rmer und natĂŒrlicher. Der Sound ist schlicht umwerfend.

 

Damit jeder Musiker richtig was auf die Ohren bekommt, haben wir im Monitorweg einen KopfhörerverstĂ€rker. So kann bei den Aufnahmesessions fĂŒr jeden Kopfhörer der LautstĂ€rkepegel oder der Klang individuell geregelt werden, so dass jeder Musiker das bekommt, was er verdient! Wenn dann nach der Aufnahme die Kopfhörer völlig durchgeschwitzt bei Seite gelegt werden können, kommen die aktiven Monitorboxen zum Einsatz. Diese sollten dann beim Abmischen der 8 KanĂ€le das vorher aufgenommene MusikstĂŒck möglichst klanglich neutral und unverfĂ€lscht wiedergeben. Zum besseren Vergleich haben wir noch 3 weitere schaltbare Lautsprecherpaare (von HiFi bis LoFi) mit einem hochwertigen VerstĂ€rker an diesem Monitorweg angeschlossen. So lassen sich hervorragend und effektiv die SchwĂ€chen, bzw. StĂ€rken einer Aufnahme herausfinden und gegebenenfalls korrigieren.

  

Man kann ja vieles in der Heimstudiotechnik technisch erklĂ€ren und theoretisch behaupten, aber wenn man selber mal ein bisschen mit Mikrofonen, Recordern und Mischpulten herumgespielt hat, wird schnell merken, was es fĂŒr böse Fallen gibt. Wir können hier unsere eigenen Erfahrungen und reingetappte Fallen aufzĂ€hlen, vielleicht hilft es jemandem oder bewahrt vor bösen Ueberraschungen. Wir können dabei zwar nur im Bezug auf unsere eigenen GerĂ€tschaften berichten, aber vielleicht kann man dies auch auf andere Konfigurationen ĂŒbertragen.

 

(Hier werden demnĂ€chst unsere Erfahrungen und Tips in Sachen “Aufnahme & Co.” erscheinen...)